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18. August 2023

Das Problem mit der Gentechnik - Nikola Burgeff im Gespräch

Redaktion: Kannst du erklären, was da gerade auf europäischer Ebene in puncto Gentechnik passiert?

Nikola: Auf Bundesebene hat just hier ausschließlich im Freistaat Sachsen und auch ein bisschen in Brandenburg der Anbau von GVO Pflanzen stattgefunden. Also von tatsächlich genveränderten Organismen. Und das hat damals diesen Mais „MON810“ betroffen (MON für Monsanto + Nr. der Serie) das war ein sogenannter BT-Mais, ein Mais der aus sich heraus den Bazillus turingensis (oder das Gift) freisetzt um den Maiszünsler (Schädling) bereits abzuwehren, in dem Moment wenn der Zünsler „angreift“.

Damals hat es hier bis zu 1000 Hektar im Freistaat Anbaufläche gegeben. Wir haben damals sehr, sehr viel dafür getan, auch mit verschiedenen Institutionen und Vereinen und eigens gegründeten Aktionsbündnissen und entscheidend mitgewirkt, damit die Sache öffentlich gemacht wurde und dann 2009 mit Horst Seehofer gekippt wurde.

Redaktion: Also der Anbau war 2008 dann zu Ende?

Nikola:  Ja genau, seitdem war Ruhe. An dieser Stelle haben wir uns gefreut, dass sich etwas durchgesetzt hat was sinnvoll ist und nicht nur aus Sicht der ökologischen Landwirtschaft, sondern aus Sicht jeglicher Landwirtschaft. Denn der Effekt und der Nutzen ist uns bisher nie gezeigt worden. Und da wären wir selbstverständlich auch dabei gewesen „Respekt“ zu zollen und Leistung anzuerkennen. Nur, all das, was verkauft worden ist, ob es um den BT-Mais geht, die Roundup Ready-Zuckerrübe oder RR-Raps. Es hat alles nur dazu geführt, dass im Zweifelsfalle mehr Pestizide, Insektizide, Herbizide angewendet worden sind. Und es hat bestimmt nicht dazu geführt, dass es dem Produzenten besser gehen würde, geschweige denn die Umwelt geschont würde oder oder….

Dann war klar: Diese Technik wurde abgewählt. Transgene Pflanzen zu erzeugen, bedeutet, dass bei dem Genmais, fremde Gene mit fragwürdigen Methoden in den Zellkern der Pflanzen eingeschleust wurden. Diese Verfahren/Technik wurde abgewählt. Dann kam ein neues Verfahren: Crispr/Cas. Dies wird als Genschere bezeichnet. Da wird uns gesagt, das ist wirklich nicht schlimm, weil jetzt findet nur noch der Umbau bestimmter Gene in der Pflanze selbst statt. Es werden kleinere oder größere Sequenzen rausgeschnitten oder umgesetzt. Das ist jetzt Mode und ist vor 6 Jahren ganz publik geworden und es gab Widerstand. Es wurde versucht, das auf nationaler Ebene durchzusetzen. Der Unterschied von damals zu heute: Das Thema ist in der EU Kommission aktuell gelandet und jetzt wird versucht, die Sache von oben nach unten durch zu drücken.

Redaktion: Die Landwirtschaftspolitik wird ja in Europa auf EU-Ebene beschlossen – siehst Du da einen Zusammenhang?

Ja genau, die Strategie ist klug gewählt und verständlich. Ich würde es genauso machen, wenn ich so etwas vorhätte. Und das ist deswegen gefährlich, weil alles was auf der Kommissionsebene passiert entzieht sich partiell der Aufmerksamkeit der Menschen die lokal vor Ort unterwegs sind. An der Stelle kann man sich nur wünschen, dass der deutsche Landwirtschaftsminister an der Stelle sagt: "wir sind dagegen" (Cem Özdemir). Das Problem ist, durch das Crispr/Cas Verfahren werden die veränderten Organismen nicht markiert, anders als bei den transgenen Pflanzen wie bspw. BT-Mais. Man konnte mit einem aufwendigen Verfahren feststellen ob es GVO oder natürlicher Herkunft ist. Die Rückverfolgbarkeit ist nicht mehr gegeben. Damit wird suggeriert, dass dies völlig unbedenklich ist.

Viele Ökobauern, Ökolandwirte die mit dem Thema vertraut sind, sagen, dass man sehen kann, dass der Eingriff so tief bis in die Keimbahnen geht, das könnte uns motivieren zu sagen: „Hey Stopp, das geht uns zu schnell. Wir wollen erstmal die Ergebnisse sehen und prüfen.“

Redaktion: Auch für die VerbraucherInnen ist es am Ende nicht mehr feststellbar, oder? Ohne Kennzeichnung kann ich bei meiner Kaufentscheidung kaum merken, wie ein Produkt hergestellt wurde.

Nikola: Genau, als Verbraucher habe ich nicht mehr die Wahlfreiheit. So sieht es aktuell aus. Ich kann auf dem Etikett nicht mehr wählen ob ich das will oder nicht und auf Alternativen ausweichen.

Bis dahin, dass wir als Biobetriebe Sorgen haben müssen, denn wir können nicht mehr ausschließen, dass die Pflanzen sich einzukreuzen, wir haben keine Möglichkeit das nachzuweisen, mit welchen Pflanzen wir arbeiten. Ich halte das für keine Räuberpistole, das lässt sich wirklich darstellen.

Redaktion: Natürlich hat diese Technik auch Auswirkungen auf Artenvielfalt, Diversität usw. Und auch die Nachbaufähigkeit. LandwirtInnen werden sehr viel abhängiger sein, da Saatgut nicht mehr samenfest ist und man es jedes Jahr neu kaufen muss.

Nikola: Wobei, Das kann man auch nicht wissen. Möglicherweise wird es dann später wieder samenfest. Im Vorhinein kann man nicht genau wissen, was beeinflusst wird. Wenn man mit dem Verfahren an lebendige Organismen herangeht, dann wird es nicht schwierig sein möglicherweise sterile Früchte zu bilden. Körner sind zwar zur Nahrung geeignet, aber haben an sich keine Reproduktionskraft mehr. Das ist der größte Wunsch sämtlicher Saatguthersteller. Die Ölmultis haben vor Jahrzehnten schon angefangen sich um Saatgut zu kümmern, weil sie verstanden haben, dass Öl endlich ist, aber die Pflanzen nicht. Aus dem Grund soll das verändert werden um das wieder zum Geschäft zu machen. Das wollen wir uns als Bäuerinnen und Bauern nicht gefallen lassen!

"Es ist das älteste bäuerliche Privileg um aus der Ernte von gestern das Saatgut von morgen zu machen." 

Nikola Burgeff