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1. Dezember 2022

Landwirtin auf Wanderschaft - mit Nike im Gespräch

Wir möchten euch Nike vorstellen. Nike ist Landwirtin auf Wanderschaft.
Ja, das gibt's! 
 Nike war in den letzten zwei Monaten eine wertvolle Unterstützung für unser Stallteam. Sie kam gerade im richtigen Moment und war eine ganz wunderbare Hilfe für uns. Nächste Woche schon wird sie weiterziehen. Kurz vorher hat sich Philipp aus dem Vermarktungsteam die Zeit für ein Interview genommen, um uns Nike näher vorzustellen.

Philipp: Magst du dich bitte vorstellen, wir haben uns ja bisher noch nicht oft gesehen oder gesprochen.
Nike: Ja ich bin Nike, ich bin als Landwirtin auf Wanderschaft – also zurzeit: „Fremd-Freireisende Landwirtin“, und seit 2 Monaten in Mahlitzsch. Losgegangen bin ich in Oldenburg vor einem Jahr. Dort bin ich aufgewachsen. Direkt nach der Lehre bin ich gestartet, um in meinen ersten Gesellenjahren noch weiter zulernen.
P: Wie lange bist du meistens auf einem Hof?
N: Bis zu drei Monate oder "bis der Nachbarshund nicht mehr bellt und der Briefträger Guten Tag sagt, dann ist es an der Zeit weiterzuziehen". - Das sind Empfehlungen und Regelungen für die traditionelle Wanderschaft. 
P: Wie bist du auf die Idee gekommen auf Wanderschaft zu gehen? Was war deine Motivation?
N: Die Idee kam von Freunden die in einer Tischlerei arbeiten. Sie haben mir davon erzählt, selbst waren sie jedoch nicht auf Wanderschaft. Sie kannten Leute und es klang immer sehr spannend für mich, was die erzählt haben. Ein ehemaliger Ausbilder war viel unterwegs, hatte Kontakt mit Menschen auf Wanderschaft und mir dann erzählt, dass dies auch in der Landwirtschaft möglich sei. Ich konnte mir zu dem Zeitpunkt auch noch nicht vorstellen, fest „für immer“ an einem Ort zu sein. Ich hatte Lust nach der Lehre ein bisschen mehr Zeit zu haben, Menschen und Orte zu besuchen, aber totzdem zu arbeiten und somit in der Landwirtschaft noch viel zu lernen. Die perfekte Kombi, sozusagen.
P: Du warst zwei Monate in Mahlitzsch. Was hast du hier wahrgenommen? Du kannst ja sicherlich gut Vergleiche zu den anderen Betrieben ziehen, da du im Vorfeld einige Betriebe gesehen hast.
Nike: Ja das ist das erste Mal, dass ich auf so einem „großen“ Betrieb gearbeitet habe. Die große Hofgemeinschaft und dass man aus allen Bereichen etwas mitbekommt, fand ich total schön und bereichernd. Auch im Stall: Auf jedem Betrieb wird mit den Tieren anders gearbeitet. Die Führung der Tiere auf Hof Mahlitzsch fand ich sehr besonders und konnte sehr viel lernen.
P: Warst du bisher nur auf ökologischen Höfen oder ist das gar nicht dein Fokus?
N: Mein Fokus ist die ökologische Landwirtschaft. Ich finde es dennoch auch wichtig, die andere Seite zu kennen. Bisher habe ich aber noch nicht auf einem reinen konventionellen Betrieb gearbeitet. Die letzte Gärtnerei war nicht Bio-zertifiziert, hat aber ökologisch gewirtschaftet. Und in Norwegen war ich auf einem Milchviehbetrieb, der zwar auch nicht zertifiziert war, aber lt. eigener Angabe auch biologisch gewirtschaftet hat.
P: Du warst in Norwegen? Kannst du mir kurz deinen Weg beschreiben, wo du überall warst?
N: Die erste Zeit war ich ziemlich kreuz und quer in Deutschland unterwegs. Meine erste längere Arbeitsstelle war in der Nähe von Parchim in Brandenburg in einer Käserei von einem kleinen Milchviehbetrieb. Von da aus war ich wieder auf einer Wanderung und habe Menschen kennengelernt die in Norwegen leben. Ganz im Norden. Die haben mich nach Ihrem Urlaub mit hochgenommen.

P: Wie reist du? Was sind deine Fortbewegungsmittel?
N: Ich gebe für die Reise kein Geld aus, das gehört auch zu den Regeln der Wanderschaft. Also für Fortbewegungsmittel und Unterkünfte. Deswegen sind meine Füße mein Haupt- Fortbewegungsmittel und mein Daumen, also ich trampe viel.
P: Du bist ja nun schon eine Weile unterwegs. Die Vorteile hattest du genannt. Welche Nachteile siehst du, bzw. wo kommst du an deine Grenzen auf Wanderschaft?
N: Vor- und gleichzeitig Nachteil ist, dass man sehr schnell mit sehr viel Menschen in Kontakt kommt. Aber man ist eben auch immer wieder weg. Das kontinuierliche Soziale gibt es nicht, das ist ein Nachteil, im Grunde ist man allein unterwegs. Die sozialen Netzwerke, die sich so schnell aufbauen, der Bezug zu einer Gruppe von Menschen, wenn man länger an einem Ort ist, und, ich glaube das ist für mich das Schwierigste, dass man immer wieder weg ist. Wir auf der Wanderschaft sind immer zu Gast und haben eigenes „zu Hause“. Mein zu Hause ist die Straße… Das ist auf der einen Seite schön, weil die Menschen sehr gastfreundlich sind. Aber ich habe gelernt und für mich bemerkt, so eine eigene Küche… eine eigene Küche in der man sich auskennt und eben zu Hause ist. Das fehlt mir komischerweise.
P: Wie viele LandwirtInnen sind aktuell unterwegs?
N: Soweit ich weiß, sind gerade 4 unterwegs. 
P: Steht ihr im Austausch?
N: Ja wir sind unter uns Wandergesellen sehr gut vernetzt. Es gibt von uns Freireisenden ein großes Treffen im Sommer, unsere Sommerbaustelle. Alle Wandergesellen sind eingeladen, für einen Monat zusammenzukommen und für ein gemeinnütziges Projekt ehrenamtlich zu arbeiten.  Da trifft man sich einmal im Jahr. Viele haben eine E-Mailadresse, so bleiben wir in Kontakt. Handys haben wir nicht dabei, daher geht vieles auch von Mund zu Mund oder wir schicken uns Briefe.
P: Du machst das als Frau. Merkst du einen Unterschied zwischen Männern oder Frauen auf Wanderschaft?
N: Der größte Unterscheid ist, dass mal als Frau ständig gefragt wird, ob es einen Unterschied gibt. Und dass es nach wie vor so ist: Der Klischee-Wandergeselle ist männlich.
P: Ist das immer noch so? Wie merkst du das?
N: An fürsorglichen Fragen: Hast du keine Angst als Frau? Ist das nicht schwierig, einen Schlafplatz zu finden? Ich finde, als Mann müsste ich genauso einen Schlafplatz finden und mir ist genauso kalt… Ich denke das liegt daran, dass weniger Frauen im Handwerk arbeiten. Leider spielt Alltagssexismus da immer noch eine Rolle, durch alle Handwerke hindurch. Einen Unterschied merkt man allerdings beim Trampen: Tendenziell werden Frauen häufiger mitgenommen. Außerdem höre ich auch das ein oder andere Mal blöde Sprüche. Da versuche ich dann aber auf mein Bauchgefühlt zu hören, bleibe standfest und kontere. Für mich persönlich spielt es unterwegs keine Rolle, ob du ein Mann oder eine Frau bist. Als Mensch haben wir alle die gleichen Bedürfnisse und erfahren die gleiche Freundlichkeit und Offenheit.

P: Deine Zeit in Mahlitzsch ist ja nun vorbei. Wo geht es jetzt hin?
N: Es geht zuerst in die Schweiz, also über die Schweiz nach Spanien. In der Schweiz treffe ich mich mit zwei anderen Wandergesellen und dann wollen wir den Winter zusammen im sonnigeren, wärmeren Spanien verbringen.
P: Wie lange bist du geplant noch auf Wanderschaft?
N: Noch mindestens zwei Jahre.
P: Das ist die minimale Zeit?
N. Die Mindestreisezeit sind 3 Jahre und 1 Tag. Und ich bin seit 1 Jahr, 1 Monat und 5 Tagen unterwegs.
P: So genau weißt du das?
N: Ja (lächelt)
P: Vielen Dank für das interessante Gespräch.